Vök – Die Sonne bricht durch

Es kann ein Eisloch sein – oder ein Loch in der Wolkendecke, durch das die Sonne durchbricht, oder es ist das Licht, das durch das Dunkel dringt … Das isländische Wort Vök ist so vielfältig und kontrastreich wie die Natur des nordischen Inselstaates. Grüne samtene Weite, schwarze schroffe Berge, braune tiefe Seen, kristallene blaue Wasserfälle, dunkle Wolken und blendender Sonnenschein, Schnee und Dampf. Ein Wetter, das launischer ist als jede Vogue-Chefredakteurin. Wer noch nicht da war, möchte hin. Ein Sehnsuchtsort, dessen magische Anziehungskraft von der Musik seiner Bewohner noch verstärkt wird.

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Traumlandschaften scheinen träumerische Klänge zu inspirieren. Denn ein bisschen verträumt, kühl und herb wie die Brisen der Insel, aber gleichzeitig verletzlich melancholisch oder fordernd brodelnd klingt auch die noch junge isländische Synthiepop-Band Vök. „Ich war immer ein großer Fan von großen Synth-Soundscapes. Man könnte also sagen, dass Synthesizer für die Klanglandschaft das sind, was die isländischen Berge für die Natur sind“, beschreibt Sängerin Margrét Rán die Verbindung zwischen ihrer Heimat und dem Sound ihrer Musik. Diesen haben Margrét und ihre beiden Bandkollegen Andri Már und Einar Stef – bis Anfang 2018 auch noch Ólafur Alexander – seit der Gründung der Band im Jahr 2013 nun weiterentwickelt. Vor Kurzem erst von einer Tour im Vorprogramm der Editors zurückgekehrt, veröffentlicht das Trio am 1. März sein zweites Album „In The Dark“. Geschrieben und aufgenommen haben es Margrét Rán und Einar Stef in Zusammenarbeit mit dem britischen Produzenten James Earp (Bipolar Sunshine, Fickle Friends, Lewis Capaldi) im Home-Studio in Reykjavík sowie in London Anfang vergangenen Jahres. Dabei galt es, den Sound des 2017 erschienenen Debütalbums „Figure“ beizubehalten, gleichzeitig jedoch die Songs noch mehr auszuarbeiten.

„Das Konzept des Albums lässt sich am besten verstehen, wenn man es vom ersten bis zum letzten Song hört und sieht, wie es sich als eine Art Selbsthilfebuch entfaltet. Ich wollte persönliche Dinge, meine persönliche Herangehensweise einfließen lassen – wie ich daran gearbeitet habe oder immer noch arbeite, über bestimmte Gefühle hinwegzukommen. Ich versuche, den Hörern eine Art Rat zu geben, der sich oft darum dreht, loszulassen oder sich nicht zu kümmern.“ Jeder Song auf „In The Dark“ hat daher einen eigenen definierbaren Charakter oder ein Thema bekommen, wie Margrét erklärt; diese reichen von Obsession in „Night & Day“ bis hin zu zermalmender Enttäuschung in „Autopilot“. „Ich bin sehr glücklich mit dem zweiten Album, denn es ist persönlich und es drückt genau meine ursprüngliche Vision aus.“ Auch wenn die Band ambitioniert und selbstbewusst Vergleiche scheut: Die Isländer lassen sich gerne inspirieren – ob es Air, Massive Attack, The Knife and The xx, Poliça oder Phantogram sind. Dabei ist es dem Trio oberstes Anliegen, den eigenen Ausdruck zu pflegen. Das tut Margrét bereits seit ihrer Kindheit. Denn wie die meisten Isländer ist auch sie mit Musik aufgewachsen. Ihr erstes Instrument war eine akustische Gitarre, eine ihrer lebendigsten Erinnerungen ist die an ihre Oma, die beim Kochen Abba hört. Die Kreativwirtschaft, Kunst und Musik, ist ein wichtiger ökonomischer Faktor des Landes. Rund 80 Prozent der Kinder spielen mindestens ein Instrument. „Die isländische Musikszene ist großartig, ich empfinde sie als sehr intime Community, in der jeder den anderen sehr unterstützt. Außerdem sind die Leute hier wirklich offen für Neues“, schwärmt Margrét.

Bestes Beispiel dafür: der Werdegang der Band. Denn als Margrét im Jahr 2013 zusammen mit dem Saxofonisten Andri Mar Vök gründete, geschah dies, um am prestigeträchtigen jährlichen Bandwettbewerb Músíktilraunir teilzunehmen. Da die beiden eigentlich kein Material hatten, komponierten sie innerhalb weniger Wochen mehrere Songs, führten diese zum ersten Mal beim Wettbewerb auf – und gewannen. Das führte schon bald zur Veröffentlichung der Debüt-EP „Tension“ auf dem isländischen Label Record Records, danach folgte die zweite EP „Circles“. Beide brachten Vök eine Reihe positiver Kritiken ein und zwischen den beiden EPs stieß Einar Stef zur Band. Das Debüt-Album „Figure“ erschien im April 2017 auf Nettwerk Records und wurde bei den Icelandic Music Awards 2018 als Album des Jahres ausgezeichnet. Auch wenn das neue Album „In The Dark“ heißt – der Name der Band verheißt Licht.

 

Tourdaten

01.04. Köln – Yuca
02.04. Hamburg – Knust
07.04. Berlin – Gretchen
08.04. München – Ampere

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Aus dem FAZEmag 085/03.2019
Text: Csilla Letay
Foto: Sigga Ella
www.vok.is