DJ T.H. – In den Fußstapfen von Armin van Buuren

DJ T.H.

Eine Musiksoftware downloaden, mit der Maus ein paar Sequenzer-Einstellungen regulieren, das Mikro in die Kopfhörerbuchse stecken – und die Tastatur fungiert als Piano. Bei dem Gedanken gerät Thomas Gatzka alias DJ T.H. ins Schmunzeln. Wenn der Düsseldorfer Trance-DJ an seinen neusten Tracks und Remixen schraubt, legt er seine persönliche Messlatte hoch. Professionalität, Liebe zum Detail und das gewisse Etwas – das zeichnet seine Releases aus. Kein Wunder, dass Acts wie Armin van Buuren, Paul van Dyk und Ferry Corsten seit mehr als sechs Jahren seine Nummern spielen. Aber nicht nur im Studio ist der Rheinländer ein Ass, auch live weiß er zu überzeugen. Und das, obwohl Trance in Deutschland doch angeblich längst totgeschrieben ist. Ist das wirklich so? Warum ist dann sein Terminkalender so voll und Labels wie Black Hole und AVA reißen sich um ihn? Und – um den Kreis des Intros zu schließen: Muss man denn heutzutage noch ein „echtes“ Instrument beherrschen, um erfolgreiche Veröffentlichungen zu landen?

Das Jahr 2018 ist fast zu Ende. Wie war es für dich und was hast du für 2019 geplant?

2018 war super. Viele Releases und Gigs gehabt. Höhepunkte waren die Euphonic Night im A-Seven in Berlin, AWAKE mit Above & Beyond im Bootshaus und die HeavensGate-Stage bei Nature One. In Sachen Releases fällt es mir schwer, etwas hervorzuheben. Aber ein ganz großes Ding steht 2018 noch an: meine Zusammenarbeit mit U 96 und Nadi Sunrise. „Das Boot 2018″ – einer der größten Klassiker der Historie in einem fetten Remix-Paket.

Machen wir doch mal einen kurzen Abstecher in deine Bio- und Diskografie. Besondere Stationen, die du gerne erwähnen möchtest, seitdem du Musik produzierst und auflegst?

Niemals vergessen werde ich meinen ersten Gig im Edelfettwerk bei We Love Trance in Hamburg 2015. Außerdem: meine Gigs bei Essen Original, einem der größten Festivals im Ruhrgebiet, und beim Legendary Festival 2014 im Butan. In Bezug auf Produktionen erwähne ich immer wieder gerne meine bis heute erfolgreichste Single „New Day“ mit Denis Sender und Hanna Finsen. Zu sehen, wie die Nummer von allen großen DJs auf den größten Festivals weltweit gespielt wird und dann auch noch auf dem „A State Of Trance Year Mix 2015“ vertreten ist, war bis dahin mit Abstand das Beste.

Solarstone ist ein großer Supporter deiner Tracks – und ein begnadeter Musiker. Wie du. Seit deinem achten Lebensjahr spielst du Klavier. Wie wichtig ist es, dass man ein „echtes“ Instrument beherrscht?

Sehr wichtig. Ein Gefühl für emotionale Melodien hat man nur, wenn man es vorher gelernt hat. Was aber wirklich berührt, lernt man auch erst mit der Zeit und der Erfahrung. Es sind oft die einfachen, einprägsamen Melodien, die im Kopf bleiben, aber bestimmte Key-Changes haben müssen, damit die Emotionen aufkommen.

Du stehst in gutem Kontakt zu Ralph Kyau und Steven Albert. Gibt es Pläne, auf ihrem Label Euphonic zu releasen beziehungsweise bei ihren Label-Nights zu spielen?

Ja, nach meinen beiden Singles und zwei Remixen für Euphonic 2018 wird es auch 2019 eine Menge auf Euphonic geben. Ihre weiteren Label-Nights sind noch in Planung. Da werde ich hoffentlich auch wieder mit dabei sein.

Neben deinem eigenen Sound: Welche Acts sind für dich die Definition von Trance?

Die Definition von Trance schlechthin ist für mich ganz klar Armin van Buuren. Auch wenn ihn viele für seine Abweichungen kritisieren, versucht er immer, alles zu unterstützen, was geht und was gut ist. Das ist in seiner Position schwer, da er nun mal – wie ich ihn gerne nenne – der „Pate des Trance“ ist. Andere Acts, die ich gerne hervorhebe, sind Aly & Fila, Kyau & Albert oder Andy Moor, die man seit Jahren an ihren ganz eigenen Soundmerkmalen erkennt.

„Was, du hörst Trance?“ In Deutschland leider ein Satz mit bitterem Beigeschmack. Oder wie siehst du das?

Das würde ich so nicht sagen. Die Zeit ist vorbei, in der viele Leute Hands-up-Acts – wie Cascada – in die Trance-Schublade gesteckt haben. Durch den EDM-Boom, der vor ein paar Jahren begann, interessieren sich viele Leute generell wieder viel mehr für elektronische Musik und verteilen sich auf die Sub-Genres.

Vor ein paar Wochen hatte ich bei Mysteryland die Jungs von Cosmic Gate im Interview. Und Markus Schulz. In beiden Fällen handelt es sich um (gebürtige) Deutsche und sehr erfolgreiche Acts. Acts, die Deutschland den Rücken gekehrt haben. Spielst du auch mit dem Gedanken, dort zu leben, wo du deinen Sound vielleicht besser vermarkten könntest?

Den eigenen Sound dort zu vermarkten, wo man ihn am besten vermarkten kann, ist natürlich logisch. Deshalb muss man aber nicht unbedingt dort leben. Ein guter Act wird überall auf der Welt gebucht. Da ist jeder professionelle Veranstalter bereit, zu investieren und die Reisekosten zu tragen. Fragwürdig ist meiner Meinung nach nur die Politik vieler Agenturen, die dem Veranstalter beim Booking eines guten Acts gleich noch zwei bis drei weitere Acts aus den eigenen Reihen andrehen wollen, die nichts vorzuweisen haben, aber dank des bekannten Artists auf einem bestimmten Festival mitgebucht werden. Hier sollte man vielleicht einen guten Mittelweg aus Sicht des Veranstalters finden.

Deine aktuelle Top-5:

1. DJ T.H. & Nadi Sunrise feat. Michele C – See You Again (AVA Recordings)
2. Driftmoon feat. Julie Thompson – Only You (Black Hole Recordings)
3. TEKNO & DJ T.H. – Unreality (Universal Nation)
4. DJ T.H. & Linnea Schössow – I’ll Be Your Light (Auditory Recordings)
5. Kyau & Albert + Ronski Speed – Zoom (Euphonic)

 

Aus dem FAZEmag 081/11.2018
Text: Torsten Widua
Foto: Massimiliano Ciccia

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