Berliner Clubsterben – Zeit etwas zu unternehmen

Berliner Clubsterben - Zeit etwas zu unternehmen - Bild: Gabriel Popp
Berliner Clubsterben – Zeit etwas zu unternehmen – Bild: Gabriel Popp

Es ist schon traurig, was in Berlin gerade passiert. Dass es in einer Weltstadt eine hohe Fluktuation an Geschäftsaufgaben und -aufnahmen gibt, leuchtet ein. Aber aktuell gibt es einige coole Locations, die schließen müssen. Eine dieser Locations ist der „Bassy Club“ in Prenzlauer Berg, der im März schließen wird. Ab April soll dort dann eine bayrische Bierhalle entstehen, in der Bretzeln und Weißwurst serviert werden. Und das im Pfefferberg, der nach und nach in einen Touristenkomplex mit Hostel und XL-Brunchrestaurants umgewandelt wurde. Aufgrund der massiven Mieten verlor der Betreiber das Interesse an der Weiterführung und konnte auch niemanden finden, der den Club übernehmen wollte.

Nur ein paar Straßen weiter befindet sich die „Babette Bar“, die in einem Haus aus den 70ern neben dem Cafe Moskau liegt. Da der Mietvertrag vom Milliardär Nicolas Berggrün nicht erneuert wurde, wird auch diese Location schließen. Es gibt eine Online-Petition für den Fortbestand der Bar, doch die Chancen schauen schlecht aus.

Das „Sowieso“ in Neukölln wird aufgrund von 30.000 EUR Schulden bei der Gema geschlossen. Dies teilte der Manager Marc van der Kemp mit. Viele kleine Clubs mussten schon wegen den horrenden Kosten der Gema schließen. Scheint kein Einzelfall zu sein.

Währenddessen kämpft in Kreuzberg der „Privatclub“ mit dem neuen Besitzer des Gebäudes, dem „copy and paste“- Millionär Marc Samwer. Die Miete der Location wurde verdoppelt und Lärmbeschwerden gelangen von Anfang an in das Büro des Clubs. Momentan gibt es oft Stress, wenn die Bands tagsüber ihren Soundcheck machen. Außerdem hat Samwer festgelegt, dass nur zwei Konzerte pro Woche gespielt werden dürfen, weil in dem Gebäude bis spät abends gearbeitet wird. Der „Privatclub“ existiert seit 1998 und wird nun wohl von einer Mischung aus der seelenlosen Start-up-Kultur und den rücksichtslosen Megareichen vertrieben.

Die ach-so-kreative Berliner Kultur und dessen Nachtleben, das sonst so viele Unternehmer angezogen hat, wurde total vergessen. Es scheint, also ob die jungen Start-up-Mitarbeiter eher daran interessiert seien, früh nach Hause und ins Bett zu kommen, als eine Partynacht und ihre Jugend zu genießen. Das Nachtleben ist nun mal laut.

Aber was kann man dagegen machen? Gerade erst wurden eine Million EUR von der Regierung bereitgestellt, um gegen die Lärmbelästigung, beispielsweise mit Schallschutztüren und -fenstern, vorzugehen. Doch dies schützt nicht vor Immobilienhaien und Start-up-Millionären. Jeder ist daran interessiert, Berlin als Stadt mit Live-Musik, alternativer Clubkultur und unabhängiger Kunstszene beizubehalten. Aber deshalb sollten sich sowohl der Senat als auch die Clubkommission und viele andere Gedanken darüber machen, wie man diese aktive Szene erhalten kann.

Institutionen wie das Johnny Knüppel zwischen Treptow und Kreuzberg haben ein crowdfunding-Projekt ins Leben gerufen, um die großartige kleine Location am Leben zu erhalten. Sie haben schon die Hälfte von ihrem Ziel erreicht: 60.000 EUR. Um das weitere Clubsterben zu stoppen, sollte man dringend etwas unternehmen.

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